Fliegende Geschichten
Freitag, 7. November 2025
Gemeinsam mit Pro Senectute Luzern schaffen wir regelmässig Raum für Begegnung: Ein Augenschein im Alterzentrum Rosenberg zeigt, wie wichtig das Angebot ist.

Seit über einem Jahr lädt das Alterszentrum Viva Luzern Rosenberg am ersten Donnerstag im Monat Bewohnende, Angehörige und Besuchende aus den Quartieren zum Angebot «Fliegende Geschichten» ein.
Im Foyer des Alterszentrums herrscht geschäftiges Treiben. Das fünfköpfige Team der mobilen Bibliothek richtet mit geübten Handgriffen die Büchertische her und präsentiert neue Lektüretipps. Pünktlich um 14.30 Uhr erscheinen die ersten Bewohnenden und stöbern interessiert in den Büchern. Vroni und Lisbeth beraten sie, stellen Neuerscheinungen vor oder geben persönliche Empfehlungen ab.
Während die mobile Bibliothek Fahrt aufnimmt, werden im Saal die letzten Vorbereitungen für den «Lesegenuss» getroffen. Heidy, ehrenamtliche Gastgeberin, deckt fürsorglich die Tafel. Peter prüft sein Headset. Nach und nach treffen Gäste ein, begrüssen sich herzlich und suchen sich einen gemütlichen Platz an der grossen Tischrunde. Es duftet nach Kaffee und Kuchen. Die Vorfreude steigt. Mit einem strahlenden Lächeln begrüsst Peter die Anwesenden. «Es tut gut, wieder hier zu sein. Für heute habe ich eine bunte Auswahl an Reise-Kurzgeschichten mitgebracht. Unsere erste Reise führt uns auf die smaragdgrüne Insel Irland.»
Auch Irene liest wie Peter mit grosser Freude vor, betrachtet es als eine Herzensangelegenheit. Im Gespräch mit ihr wird schnell klar, wie sehr sie das ehrenamtliche Engagement im Rosenberg erfüllt. «Ich treffe hier stets auf eine erwartungsvolle und harmonische Atmosphäre. Die Besuchenden sind am geschriebenen Wort interessiert und hören gerne zu. Beim Vorlesen spüre ich die Tischrunde gut – das beflügelt mich» erzählt sie. Irene sucht gezielt Kurzgeschichten aus, die ihr selbst gefallen und gibt zu, dass sie jedes Mal vorher ein wenig aufgeregt ist. Doch gerade diese lebendige Spannung macht für sie das gemeinsame Erlebnis aus. «Gemeinschaft tut gut, und gemeinsam einer Geschichte zuzuhören, verbindet. Das Einzige, was man mitbringen muss, ist Neugier und die Bereitschaft, sich auf die Geschichten einzulassen.»
Für Leslie - wie Vroni und Lisbeth eine freiwillige Helferin aus dem umliegenden Quartier -
ist die Mitarbeit im Bibliotheks-Team das schönste ihrer Ehrenämter. «Der Aufwand hält sich in Grenzen. Ich kann meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen, mich mit Büchern beschäftigen, die besondere Atmosphäre geniessen und mit den Besuchenden der Bibliothek über Literatur und ihre Biografien plaudern.»
Sandra, Mitarbeiterin der Zentral- und Hochschulbibliothek, führt mit grossem Elan und Überzeugung die mobile Bibliothek. «Wenn ältere Menschen nicht mehr selbst in die Bibliothek kommen können, bringen wir die Bücher zu ihnen. So bleibt die Freude am Lesen lebendig.» Sie wünscht sich, dass noch mehr Menschen aus dem Quartier den Weg zur mobilen Bibliothek finden, denn hier stehen persönliche Beratung und Gespräche über Literatur im Mittelpunkt.
Eine 96-jährige Bewohnerin bringt es auf den Punkt: «Ich bin überaus dankbar, dass die ‹Fliegenden Geschichten› zu uns kommen. Seit meiner Pensionierung verschlinge ich Bücher wie andere Pralinen. Aber der Weg in die Bibliothek ist für mich zu beschwerlich geworden. Dieses Angebot hält meine Lesefreude lebendig. Und dass ich sogar eigene Buchwünsche anbringen darf, macht mich besonders glücklich.» Sagts und macht sich auf den Weg an die Tischrunde im Saal.
Text / Bild: Sonia Di Paolo, Pro Senectute Kanton Luzern



