... was ist das?

Bei der täglichen Arbeit stossen wir immer wieder auf Objekte, die uns direkt ansprechen – seien sie besonders spannend, komisch, rührend oder einfach ungewöhnlich schön. Solche Objekte möchten wir Ihnen in loser Folge präsentieren: jeweils für kurze Zeit in der Schauvitrine an der Sempacherstrasse, längerfristig auf dieser Seite. Noch finden Sie hier nicht viele Einträge, aber mit der Zeit werden es mehr. Wir hoffen, sie machen Lust darauf, die Sondersammlung näher kennenzulernen!

Rigi-Panorama von Ludwig Pfyffer von Wyher
 

14.Oktober 2025

Panoramen waren im 19. Jahrhundert beliebte touristische Begleiter. Als Sonderform der topografischen Landschaftsdarstellung bewegten sie sich zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen Anschaulichkeit und Repräsentation der sichtbaren geografischen Wirklichkeit. Aus dem Griechischen entlehnt, setzt sich der Begriff «Panorama» aus den beiden Wörtern «pan» (all, ganz) und «horama» (Sicht) zusammen.

Der Zürcher Panoramazeichner und Kartograf Heinrich Keller (1778–1862) publizierte 1815 erstmals eine Alpenrundsicht von 360°, das «Panorama vom Rigiberg». Der fast zwei Meter lange, zu einem Leporello gefaltete Papierstreifen musste im Gelände allerdings etwas umständlich geöffnet werden. Bereits 1818 schuf der Luzerner Ludwig (Louis) Pfyffer von Wyher (1783–1845) Abhilfe, indem er mit unserem aktuellen «Objekt im Fokus», dem «Panorama oder Zirkel-Aussicht vom Rigi Berg auf dem Kulm gezeichnet» eine handlichere Version erstellte. Das quadratische Format ermöglichte eine schnelle Orientierung durch langsames Drehen in Blickrichtung. Die Rundkarte mit der Rigi im Zentrum umfasst einen Radius bis 340 km und bietet eine 360°-Rundsicht. 

ZHB Luzern Sondersammlung (RIc.1.4.5)

Das Panorama wurde «radirt v.A.Schmid» und erschien in Luzern «bey Xaver Meyer beym Basler Thor». Diese Informationen entnimmt man einer Eckvignette mit der Titelei, die zusammen mit drei elliptischen Ansichten die kolorierte Umrissradierung ergänzen. Gezeigt wird das «Wirtshaus auf dem Kulm», das «Wirtshaus beym kalten Baad» und die Kapelle «Maria zum Schnee».

RIc.1.4.5 (Ausschnitt)
RIc.1.4.5 (Ausschnitt)
Die Höhen von Gipfeln und Städten sind "in französischen Schuhen über Meer" angegeben. Dank der reichen Beschriftung diente das Panorama als anschaulicher und verlässlicher Weg- und Gipfelweiser.

Horizontalpanoramen wurden meist von freistehenden, hohen Standorten aus aufgenommen, in diesem Falle auf Rigi Kulm,1797 m ü. M, auf dem Anzeigepunkt der Himmelsrichtungen. Die messbaren Punkte des natürlichen Horizonts bildeten einen äusseren Rand der sichtbaren Welt und boten den Alpenbegeisterten eine neuartige Fernsicht von oben.

Der «Rigi-Berg» war im 19. Jahrhundert für viele Touristen das bevorzugte Ausflugsziel einer Schweizerreise. Aber schon 300 Jahre zuvor blühte der regionale und lokale Wallfahrts- und Badetourismus, so wurde die Rigi-Kaltbad-Quelle im 16. Jahrhundert vom Luzerner Stadtschreiber Renward Cysat ein erstes Mal erwähnt. Im 18. Jahrhundert erlangte die Rigi internationale Bekanntheit als Ausflugsziel und bot, zwischen Mittelland und Alpen gelegen, in alle Himmelsrichtungen eine eindrückliche Weitsicht. Auch Johann Wolfgang von Goethe besuchte die Rigi auf seiner ersten Schweizerreise 1775 und notierte in seinem Tagebuch: «Rings die Herrlichkeit der Welt!»

Spätestens mit der Wende zum 19. Jahrhundert spielte der Wallfahrts­tou­rismus gegenüber dem Natur- und Aus­sichtstourismus denn auch nur noch eine margi­nale Rolle. Ab 1816 bot sich den Rigi-Reisenden sogar die Möglichkeit, im ersten Gipfel-Gasthaus der Schweiz auf Rigi-Kulm zu logieren. Mit sechs Betten beherbergte die Gaststätte in der ersten Saison bereits 294 Personen. In diesen Jahren nahm die alpine Hotellerie in der Schweiz ihren Anfang. Bei stetig steigenden Besucherzahlen auf der Rigi im 19. Jahrhundert verwundert es nicht, dass Ludwig Pfyffers «Panorama vom Rigi Berg» zum touristischen Bestseller avancierte.

 Gastbeitrag von Susanne Hofacker, Fachreferentin Geografie

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Buchzeichen

3. September 2025

Buchzeichen finden sich heute in jedem Museums­shop und Souvenir­laden – aber auch in Bibliotheks­beständen. Die Haupt­bücherei Wien hat 2024 eine ganze Aus­stellung mit den kuriosen Funden gestaltet, die dort nach der Rückgabe in Büchern zum Vorschein gekommen waren.

Das aktuelle «Objekt im Fokus» beschäftigt sich mit Exemplaren aus dem Alt­bestand der ZHB Luzern. Manche von ihnen liegen wohl noch heute an der Stelle, wo ein längst ver­­stor­be­ner Leser seine Lek­türe wie­der auf­nehmen wollte. Leider lässt sich nur selten der Zeitpunkt fest­­stellen, an dem ein Buchzeichen in seinen Band ge­langt ist. Das Alter ist zwar häufig recht gut bestimmbar, wie in dem folgenden Beispiel eines Buchzeichens mit Glückwünschen an den Dialektforscher Franz Josef Stalder (1757–1833). Doch wie viel Zeit zwischen der Entstehung eines Objekts und seiner Verwendung als Lesehilfe vergangen ist, bleibt meist unklar.

Dieses Buchzeichen wurde aus einem getrockneten Blatt hergestellt. Der eingestüpfelte Text lautet übersetzt: «Der ehrwürdige Herr Dekan Franz Josef Stalder möge lange und glücklich leben.» Stalders Ernennung zum Dekan von Sursee im Jahr 1809 grenzt die Entstehungszeit ein.

Früher wie heute gilt: Als Buchzeichen wird alles Mögliche ver­wendet, was mehr oder weniger flach ist. In mittel­alterlichen Hand­schriften sind das nicht nur kleine Zettel, sondern öfters auch Gras­halme. Im Gottesdienst ver­liess man sich auf Buchzeichen aus mehreren, mit­einan­der ver­bundenen Bän­dern, um schnell zwischen einzelnen Teilen der Liturgie hin und her zu wechseln. Als im Barock preis­günstige Kupfer­stiche verfügbar wurden, kamen als Buch­zeichen häufig Heiligen­bilder zum Einsatz. Und in neuerer Zeit kann man an zwischen die Blätter gelegten Streifen von Ver­packungen ablesen, welche Schoko­lade die Lektüre ver­süsst hat.

Lang­fristig können Buchzeichen aber Probleme verursachen: Wenn sie nicht aus säure­freiem Material bestehen, greifen sie die umgebenden Blätter an, und auch ihre Farbe kann das Papier schädigen. Die betroffenen Bereiche dunkeln nach und werden brüchig. Das gilt auch für Post-its, bei denen ausserdem der Kleb­stoff heikel ist. Noch schlimmer sind Gegen­stände aus Metall: Stecknadeln und Büro­klammern hinter­lassen oft Löcher, Risse und Rost­­flecken.

Diese aus Jasskarten zugeschnittenen Buchzeichen steckten in einer Abschrift des Luzerner Stadtrechts, die nicht lange vor 1575 geschrieben wurde (Pp.200.fol.).

Alle genannten Objekte können nur die Stelle an­zeigen, an der ein Buch aufgeschlagen werden soll. Nützlicher ist eine histo­rische Technik, mit der ausser der ge­such­ten Seite auch ein be­stimmter Textabschnitt markiert werden kann: Man faltet einen klei­nen Zettel in der Mitte und schneidet ihn so ein, dass eine spitze Zunge entsteht. Nun kann er auf den Blatt­rand ge­steckt und zur richtigen Zeile geschoben wer­den. Buchzeichen dieser Art fanden sich in einer Ab­schrift des Luzerner Stadt­­rechts aus dem 16. Jahr­hundert. Sie wurden aus alten Jass­karten ausge­schnitten.

Dieses herzförmige Buchzeichen wurde aus einer mittelalterlichen Pergamenthandschrift ausgeschnitten.

Daneben existiert eine Vielzahl von individuellen Formen und Kuriosa – getrocknete Blätter, Sammelbildchen, Papiergeld ... Obwohl kon­serva­torisch unbedenklich, ist das letzte als Buchzeichen nur für Menschen mit einem sehr guten Gedächtnis empfehlenswert.

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Ausstellung

28. März 2025

Zur Zeit pausiert das "Objekt im Fokus". In der Vitrine ist vom 28. März bis 4. Juli 2025 eine Ausstellung über den Basler Musiksammler Lukas Sarasin (1730–1802) und die Allgemeine Musikgesellschaft Luzern zu sehen.

"Vom Musikzimmer in den Konzertsaal" – Wanderausstellung in der ZHB Luzern

Auswanderer-Briefe
 

17. Februar 2025

Die Sondersammlung der ZHB Luzern bewahrt historische Briefe mit Bezug zum Kanton Luzern auf. So sind zwölf Briefe überliefert, die Joseph Marbacher 1831-46 aus den USA an seine Verwandten im Entlebuch schrieb. Eine Nachschrift im ersten Brief macht deutlich, wie schwierig die Kommunikation zwischen Auswanderern und Daheimgebliebenen war:

Ms.800.4:1
Nachschrift im Brief vom 28. Oktober 1832, Joseph Marbacher an seine Familie in Escholzmatt: «Nb. Noch eine bitte daß Sie mir so bald als möglich eine Antwort schiken indem ich schon seit drey monathen auf einen Brief gewartet habe. Auch habe ich zu bemerken daß ich von Canajoharie 100 Stunden weiter zu waßer gereist bin bis dahin wo ich wirklich wohne der Ort heißt Detroit der Staat Michigan liegt zwischen den Seen Erie Michigan Huron und Superior daß Ihr auf der Landkarte gut finden könt.»
Digitalisat auf ZentralGut.ch verfügbar.

Joseph Marbacher stammte aus einer liberalen Familie in Escholzmatt, die ihren Hof 1824 vermutlich aus Geldknappheit verkaufte. Joseph wanderte vier Jahre später, als etwa 20-Jähriger, in die USA aus. In seinem ersten Brief bezeichnete er sein Auswandern als «Unvorsichtigkeit», die er im Nachhinein bereue.

In Detroit arbeitete Marbacher in einer Sägerei. Er heiratete die Elsässerin Apollonia Müry und zog mit ihr nach Chicago, wo sie ein Haus kauften und zuerst eine Wirtschaft führten. Später arbeitete er als Gemüseproduzent.

Vor dem Hintergrund der Freischarenzüge 1846 entschieden sich sieben Verwandte, darunter sein liberal gesinnter Vater, auch auszuwandern. Sie wurden von Joseph abgeholt. 1847 folgte die 70-jährige Mutter mit Josephs Schwester und Schwager sowie deren vier Kinder.

LKa.24.2 
Escholtzmatt [sic!], Xylografie von J. Skelton, Whymper sc., um 1876.
Digitalisat auf ZentralGut.ch verfügbar.

Die Marbachers waren als Auswanderer aus dem Kanton Luzern nicht allein. Das Wanderungssaldo des Kantons Luzern betrug im Jahr 1837 minus 0,7 Prozent, im Jahr 1850 – nach einer Krisenphase – sogar minus 2,7 Prozent (Quelle: HLS).

Briefe waren für Auswanderer meist die einzige Möglichkeit, ersehnte Nachrichten mit ihren Familien auszutauschen. Wie funktionierte die Post zwischen Detroit und Escholzmatt um 1830? Ein Brief war ungefähr drei Monate unterwegs. Die Überseebriefe reisten per Dampfer nach Europa. Rings um die Adresse finden sich viele Spuren des langen Wegs: Stempel, Zahlen und Zwischenstationen (z. B. «par Newyork»).

In der Eidgenossenschaft war die Post um 1840 kantonal organisiert und deshalb offenbar langsam und teuer.

Der Brief bestand nur aus einem Blatt Papier, das gefaltet und teils gesiegelt war. Marbacher mahnte seine Eltern, kein Couvert zu verwenden, weil dies doppeltes Porto kosten würde. Vor Einführung der Briefmarke zahlte man das Porto bei der Zustellung.

Ms.800.4:1
Adressbereich des Briefes vom 8. Oktober 1831, gestempelt in Detroit und Havre.

Die Briefe Marbachers wurden 2003 von Manfred Aregger unter dem Titel «Familie Marbacher, Escholzmatt/Chicago: In der Sonderbundszeit wanderte ein liberaler Escholzmatter Politiker mit seiner Familie nach Amerika aus» in den «Blätter für Heimatkunde aus dem Entlebuch» ediert. Wer die Briefe vollständig lesen will, findet das Werk im swisscovery-Katalog unter diesem Link.

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Nicht nachmachen!

22. Januar 2025

Msc.28.8, Bl. 426v und 427r

In Bibliotheken wird es nicht gern ge­sehen, wenn jemand in die Bücher kritzelt. Historische Sudeleien können aber sehr interessant sein! Zwei Beispiele möchten wir hier vorstellen: das erste im 17./18. Jahrhundert von einem Kind gezeichnet, das zweite um 1606 von einem Studenten.

In einem kleinen Gebetbuch aus dem Besitz der Familie von Hertenstein finden sich auf einigen freien Seiten Schreibübungen und eine Bleistiftzeichnung. Dabei war das Buch als Übungsheft für ein Kind eigentlich zu kostbar. Der mit Leder überzogene Holzdeckeleinband und der Goldschnitt, die sorgfältig von Hand geschriebenen Texte mit ihren roten Überschriften und Verzierungen ebenso wie die farbigen Abbildungen heben den Band aus den Alltagsbüchern hervor. Eine Miniatur auf der Rückseite des Titelblatts zeigt das Wappen der Familie von Hertenstein und ihren Stamm­sitz: die Burg Buonas am Zugersee.

Msc.28.8, Titelblatt verso

Das Gebetbuch entstand im Jahr 1636. Die Schreib­übungen und die Zeichnung dürften im weiteren Verlauf des 17. oder im 18. Jahr­hundert hinzugekommen sein. Aus dieser Zeit sind nur wenige Kinder­bilder erhalten. Sie lassen aber erkennen, dass die für moderne Kinderbilder festgestellten Entwicklungsstufen auf historische Verhältnisse übertragbar sind. 

Msc.28.8, Bl. 427r, Detail

Typische Elemente in der hier präsentierten Zeichnung sind die sorgfältig abgezählten Finger und Zehen, die seitlich abgespreizten Arme und die vergrösserten Augen. Die auffallend betonten Wangen der grösseren Figur könnten eine barocke Mode wiedergeben, bei der blasses Makeup mit viel Rouge kombiniert wurde.

 

Pp.154.4, Bl. 135r

Über den Urheber der zweiten kleinen Zeichnung wissen wir mehr, denn er schrieb daneben eine lateinische Notiz mit seinem Namen:

Detail der Randnotiz, Text: 
Si cupias lector quis sit cognoscere victor 
F. Conradus Restlin von Salmenschweil

Wenn du, Leser, wissen willst, wer der Sieger ist: Bruder Konrad Restlin aus Salem.

Konrad Restlin war ein Zisterziensermönch, der aus dem Kloster Salem an die Universität Dillingen gekommen war. Seine Randnotiz schrieb er in die Vorlesungs­mitschrift eines Studien­kollegen: Johann Jakob Rapp aus dem Kloster St. Urban.

In der frühen Neuzeit war es üblich, dass junge Mönche zum Studieren an einen fremden Ort geschickt wurden. Meist reisten sie zu mehreren – der Weg war gefährlich, ausserdem wollten die Klosteroberen vermeiden, dass einer allein auf Ab­wege geriete. Konrad Restlin und Johann Jakob Rapp dürften die 150 Kilometer von Salem nach Dillingen gemeinsam gewandert sein.

Vielleicht bezieht Restlins Notiz sich auf eine Wette – jedenfalls scheinen die beiden Studenten nicht ganz bei der Sache gewesen zu sein. In der Vorlesung, die sie besuchten, ging es um Natur­philosophie. Genau an der Stelle, wo am Rand die Zeichnung steht, fängt ein Kapitel über Monster an. Die Abbildung stellt also nicht eine Katze, sondern wohl ein Ungeheuer dar.

Detail: Monster

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Weihnachts- und Neujahrsgrüsse

12. Dezember 2024

Neujahrskarte, versandt am 31.12.1905. Chromotypie.

Die Blütezeit der Ansichtskarte begann in Europa kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert und dauerte bis zum Ende des 1. Weltkrieges. Die meisten Weihnachts- und Neujahrskarten der Sondersammlung stammen aus dieser Zeit.

Als neue Techniken es ermöglichten, Ansichts- und Motivkarten farbig gedruckt oder lithografiert herzustellen, stieg deren Beliebtheit als Kommunikationsmittel und Sammlungsobjekte zunehmend. Die Karten wurden um die Jahrhundertwende zu Millionen verschickt. In vielen Haushalten leistete man sich ein Sammelalbum, um besonders schöne Exemplare oder wichtige Grüsse aufzubewahren.  In solchen Alben finden auch Weihnachts- und Neujahrskarten ihren Platz. Die Festtagskarten kamen häufig in aufwändigen Herstellungstechniken daher – in Form von Edeldrucken, kolorierten Fotografien, mit Glitzerdekor geschmückt oder als Reliefkarten mit Goldprägung.

Weihnachtskarte, verschickt am 24.12.1900. Farblithografie mit Glitzerdekor.

Die Weihnachtskarten verströmen oft eine besinnliche Atmosphäre. Die Motive waren natürlich vielfach religiös geprägt: Engel, die Hl. Familie mit dem Jesuskind, oder der Hl. Nikolaus als Geschenkebringer zieren die Karten. Weitere Karten zeigen idyllische verschneite Landschaften, Tannenbäume und -zapfen oder Kinder mit Geschenken vor dem Weihnachtsbaum.

Neujahrskarte, verschickt am 31.12.1906 . Lithografie mit Reliefdruck. 

Auf Neujahrskarten heisst es häufig «Prosit Neujahr» und man wünscht sich Glück und Gesundheit. Die Sujets sind vielfältig; Glückssymbole wie Kleeblätter, Fliegenpilze, Hufeisen, Marienkäferchen, Schweine oder Kaminfeger zieren die Karten.  Neujahrskarten spielen auch mit humorvollen Darstellungen wie etwa derjenigen eines glühweinbrauenden Zwerges, eines beschwipsten Postboten oder eines autofahrenden Schweines.

Die Festtagskarten sind noch nicht digital erschlossen, können jedoch in der Sondersammlung eingesehen werden.

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Pilgerbericht

16. Oktober 2024

Ms.254.4 (Eigentum Korporation): Rudolf Pfyffer mit seinem Schutzengel.
Auf dem Spruchband steht übersetzt: "Dein guter Geist möge mich ins rechte Land führen."

Im Jahr 1583 unternahm der Luzerner Patrizier Rudolf Pfyffer von Altishofen (1545–1630) eine Pilgerfahrt nach Jerusalem. Etwa acht Jahre nach seiner Rückkehr entstand dieser prächtig inszenierte Reisebericht. Schon das Material Pergament – statt des längst üblichen Papiers – ist ungewöhnlich kostbar. Die Schrift (teils in Goldtinte) dürfte von einem professionellen Schreiber stammen, und die zahlreichen Illustrationen wurden in der renommierten Luzerner Werkstatt von Franz Fallenter angefertigt. Inhaltlich bietet Pfyffer Beschreibungen von Kirchen und Reliquien, auch einige Wunder­geschichten. Über die Reise selbst erfährt man dagegen aus anderen Quellen mehr.*

Das prachtvolle Äussere der Handschrift war wirkungsvoller, als es für ihren Urheber vielleicht wünschbar gewesen wäre. So werden in der Bildunterschrift zu Pfyffers Porträt in der «Galerie der merkwürdigen Luzerner» seine hohen militärischen und politischen Ämter** nur beiläufig erwähnt – eine ausführlichere Anmerkung gilt dem Band mit seinem Reisebericht: «1583 unternahm er eine Pilgerreise nach Jerusalem und hinterliess ein Tagebuch der Fahrt, das in einem Pergamentband geschrieben und überall mit äusserst kostbaren Gemälden geziert ist.»

Die Handschrift blieb über Generationen im Besitz der Pfyffers, bis ausgerechnet ein Familienangehöriger, der beruflich als Archivar tätig war, sie an einen Buchhändler verkaufte. Das Geschäft scheint ihm recht peinlich gewesen zu sein, denn sein Vertragspartner musste ihm schriftlich zusichern, «den Besitz des Buches keinem hiesigen Einwohner wissen zu lassen». Zum Glück führte der Handel nicht dazu, dass die Handschrift für Luzern verloren ging: Sie gelangte in den Besitz der Bürgerbibliothek und damit als Depositum in die Sondersammlung der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern. Mittlerweile ist sie vollständig online auf ZentralGut.ch zu sehen.

Einband. Auf dem Medaillon in der Mitte eingraviertes Supralibros: 
"gehört der pfifferischen familien" 
Ankunft des Pilgerschiffs in Palästina 
Rückkehr und feierlicher Empfang der Pilger in der Hofkirche 

Zum Weiterlesen: Peter Kamber, Prag – Luzern – Engelberg. Illustrierte Handschriften des 15. Jahrhunderts aus Mitteleuropa in der Zentral- & Hochschulbibliothek Luzern, Luzern 2015, S. 16f. und 58–61 (mit weiteren Literaturangaben).

* Eine ausführliche und lebhafte Beschreibung derselben Pilgerfahrt durch Johannes von Laufen findet sich in dem Band: Luzerner und Innerschweizer Pilgerreisen zum Heiligen Grab in Jerusalem vom 15. bis 17. Jahrhundert, hg. von Josef Schmid, Luzern 1957. Die Handschrift, auf der Schmids Ausgabe basiert, gehört ebenfalls zum Bestand der ZHB Luzern (Signatur: Pp.78.fol.). Eine Reinschrift findet sich im Depositum der Korporation (Ms.235.fol.).

** Rudolf Pfyffer war als Söldnerführer Oberst in französischen Diensten und Hauptmann der Leibgarde des Herzogs von Lothringen. In Luzern war er Bannerherr, amtierte als Gross- und Kleinrat und nahm an zahlreichen Gesandtschaften Teil. Zudem trug er die Titel eines Ritters vom Heiligen Grab und vom Goldenen Sporn.

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